Hildegard Knef: Liedtexte
Eisblumen Hans Hammerschmid / Hildegard Knef
Der Morgen, an dem ich Eisblumen
zählte, der staubige Sommer vor düsterem
Haus, die Fackel, die mit dem Regen
verlosch, und rostrote Astern im Glas. Der Hut meiner Mutter im
Kleiderschrank, Geruch von Kaffee im Flur, die Angst vor dem Mann auf
Zigarrenplakat, der Schuh, der den ersten Falter
zertrat... Nichts geht verloren, die Angst nicht, der Zorn, die Kraft von vor langer Zeit. Nichts geht verloren, kein Traum und kein Wunsch. Nichts geht verloren, es bleibt. Der Teich, in dem ich die Sonne
gesucht, der Grashalm, der die Hand mir
zerschnitt, ein Ball, der seine Farbe verschenkt, ein Drache, der den Himmel zerteilt. Die feuchtkalte Klinke am schweren
Tor, das Licht, das drei Minuten zählt, die Nacht, in der die große Stadt
verbrannt, zersplittertes Rot am Gardinenrand... Nichts geht verloren, die Angst nicht, der Zorn, die Kraft von vor langer Zeit. Nichts geht verloren, der Schmerz, der uns klein macht, die Größe der Hoffnung verlässt uns, zieht weiter, verloren geht sie nicht. [In der Watte seines Unvermögens lebt
der Mensch beschränkt. Ich, du, er, sie, es haben's gut gemeint, immer gut
gemeint, immer gut gemeint. Letzte Rille, letzte Rille, letzte Rille...] |
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Erstveröffentlichung: LP Knef, 2/1970 ◘ Weitere Veröffentlichungen:
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