Hildegard Knef: Liedtexte
Wenn's dem Esel zu gut geht Kai Rautenberg /
Hildegard Knef
Wenn's dem Esel zu
gut geht, dann trabt er aufs
Eis, um zu tanzen, wie
jeder weiß und er wiehert und
trampelt und dreht sich im
Kreis, sucht Applaus um
jeden Preis; und er dreht
Pirouetten, weiß sich kaum zu
retten, glaubt richtig
wichtig zu sein: wenn's dem Esel zu
gut geht, dann trabt er aufs
Eis; ja und dann, dann
bricht er ein. Und wenn's uns mal
zu gut geht, kommen wir aus dem
Gleis, (und) wir fragen
nicht, wer wird verletzt. Wir sind der Ein‑Mann‑Verein,
stellen uns selber
ein Bein; ja und dann brechen
wir ein. Und sind wir mal zu
zwei'n, dann seh'n wir nicht
ein, dass dieses der
Götter Geschenk; wir nehmen es hin mit verschleiertem
Sinn, und schon schlagen
wir der Länge nach hin. Wenn's dem Esel zu
gut geht, dann trabt er aufs
Eis, um zu tanzen, wie
jeder weiß; und er wiehert und
trampelt und dreht sich im
Kreis, sucht Applaus um
jeden Preis; und er dreht
Pirouetten, weiß sich kaum zu
retten, glaubt richtig
wichtig zu sein: Ja, wenn's dem Esel
zu gut geht, dann trabt er aufs
Eis; ja und dann, dann
bricht er ein. Doch sind wir mal
allein, dann möchten wir
schrei'n: die Einsamkeit, sie
weckt mich ein! (Und) wir
simulieren, bis wir gefrieren, gefrieren bis ins
Gebein. Manche Herzen sind
feist, der Kopf ohne Geist,
doch wir glauben,
das Glück stünd' uns zu; doch nach einem
Schlag, `nem Schlag ins
Genick, zieh'n wir uns
beleidigt zurück. Ja, wenn's dem Esel
zu gut geht, dann trabt er aufs
Eis, um zu tanzen, wie
jeder weiß; und er kichert und
ziert sich, posiert ungeniert
sich, bläht sich auf vor
Eitelkeit, und er ließe sich morden für Ehren und Orden,
ist leider vom
Menschen nicht weit. Ja, wenn's immer zu
gut geht, stellt sich selber ein Bein, na und dann, dann
bricht er ein. |
© Edition Tinta
Musikverlag-Intersong GmbH Erstveröffentlichung: LP Da ist eine
Zeit..., 8/1980 ◘ Weitere
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