Hildegard Knef: Chronologie ihres Lebens 1980 – 1989
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1980
Februar 1980:
Nach Indiskretionen
einer Krankenschwester berichten die dt. und ausländische Presse ausführlich
und vorwiegend negativ über Hildegard Knefs Lifting (eine Zeitung: „Das ist
nicht mehr unsere Knef“); positiv jedoch äußert sich der bekannte Münchener
Spezialist für kosmetische OPs, Dr. Edmund Kozlowski: „Was mit an Frau Knef
gefällt, ist, dass sie sich öffentlich zu ihrer Schönheitsoperation bekennt.
Sie leistet eine Pionierarbeit für viele Menschen, denen bisher der Mut zu
einem solchen Schritt fehlte.“
28.2.1980:
In einem
Interview der Zeitschrift „Bunte“ revidiert Hildegard Knef nach dem Lifting
ihre Meinung zur Ärzteschaft: „In meinem Buch Das Urteil habe ich
viele Ärzte angegriffen. Jetzt, so glaube ich, bin ich der Medizin einiges
schuldig. Ich erkenne an, wie hilfreich die Medizin sein kann. Ein
Facelifting ist besser als Valium. (…) Ich meine auch, dass die Krankenkasse
das bezahlen sollte.“
1.3.1980:
Erster
großer öffentlicher Auftritt nach dem Lifting in Joachim Fuchsbergers TV-Show Auf los geht’s los; der
Kritiker der Zeitschrift „Hör zu“ schreibt zwei Wochen später: „Der Auftritt
der frischgelifteten Knef geriet gar an die Grenze des Peinlichen. Hilde
hatte schon recht: Sie war zu früh in die Manege getreten“.
August 1980:
Veröffentlichung
der LP Da ist eine
Zeit..., ihres letzten Studio-Albums bis zum Jahr 1999 (17 Millimeter).
September 1980:
Die dt.
Boulevardpresse berichtet von schleppenden Vorverkäufen für die bevorstehende
Chansontournee; 14 Tage vor dem Hamburger Konzert seien nur ca. 100 Karten
verkauft worden, in Kassel nur 15 Stück; besonders die Nachfrage im Ausland
sei schwach; der Ticketpreis wird mit 54 DM als zu hoch angesehen; es wird
daher spekuliert, dass die Tournee noch abgesagt wird.
15.9.1980:
In der
Berliner Philharmonie Beginn ihrer „Welt-Tournee“ (Tournee,
Tournee) unter der musikalischen Leitung von Kai Rautenberg, die
auf anderthalb bis zwei Jahre angelegt war, jedoch nur durch Deutschland,
Österreich und den Niederlanden führt (die geplante Fortsetzung in den USA,
Kanada, Südamerika, Australien und Japan findet nicht mehr statt); die
Pressekritiken sind schlecht – Hildegard Knef wird daraufhin mit den Worten
zitiert: „Ich kann mich mit deutschen Kritikern nicht über meine Konzerte unterhalten.
Ich rede auch nicht mit Eunuchen über Liebe.“; die Tournee umfasst 70
Konzerte und findet z.T. vor halbleeren Sälen statt; im September erscheint
ein gleichnamiges Buch mit Interviews
mit dem Star nebst Gastbeiträgen.
• Verleihung des
niederländischen Musikpreises „Goldene Tulpe“.
• Im Verhältnis zu Marlene
Dietrich kommt es zu einer ernsten Verstimmung, nachdem diese Hildegard Knefs
Bitte, den Kontakt zum Modeschöpfer Yves Saint-Laurent herzustellen, mit
folgenden Worten ablehnt: „Deine Idee, dass ein weltberühmter Mann nach
Deutschland reisen solle, um Deine ‚Bewegungen’ zu studieren, ist heller
Größenwahn“; der Briefkontakt bricht daraufhin zwar ab, dennoch schneidet
Marlene Dietrich bis an ihre Lebensende 1992 alle ihr zugänglichen
Zeitungsartikel über Hildegard Knef aus.
• Bei einem Besuch der
Show „Menschen, Tiere, Sensationen“ in der Berliner Deutschlandhalle wird sie
von einem Schimpansen gebissen – ihr rechter Daumen muss operiert werden.
November 1980:
Unter
dem Titel Tournee,
Tournee... erscheint ein Live-Album ihrer Konzertreise, das verhältnismäßig
guten Absatz findet; darauf befinden sich u.a. Lieder aus ihrem selbst
geschriebenen, von Harold Faltermeyer vertonten Musical „Der geschenkte
Gaul“, das jedoch erst postum – und in veränderter Form – im Jahr 2003 in
Wilhelmshaven uraufgeführt wird.
November 1980:
Im
Rahmen der 200-Jahr-Feier der Stadt Los Angeles und der Verleihung eines
renommierten Musikpreises an Udo Jürgens tritt sie neben Katja Ebstein und
Caterina Valente im „Hollywood Palladium“ auf.
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1981
26.2.1981:
Die Ausstrahlung
der Aufzeichnung eines Tourneekonzerts in Böblingen in der ARD (Konzert frei Haus)
erreicht lediglich eine Einschaltquote von 13%.
April 1981:
Die dt.
Boulevardpresse berichtet, hinter Hildegard Knef seien Gerichtsvollzieher
hinterher, wegen ausstehender Rechnungen eines Düsseldorfer Nobelhotels in
Höhe von 10.000 DM und eines Kölner Reiseveranstalters in Höhe von 150.000
DM.
Sommer 1981:
Ex-Ehemann
Kurt Hirsch besorgt Hildegard Knef eine Mietvilla in West Hollywood, Devlin
Drive Nr. 1422, in der sie im Verlauf der nächsten Monate die Bücher So nicht und Romy schreibt, und die sie
im Winter 1982/1983 mit ihrer Familie permanent bezieht.
• Ein US-Produzent bietet
für ihr Musical „Der geschenkte Gaul“ 1 Million Dollar an – Hildegard Knef
lehnt ab, weil man vorhatte einen „Nazi-Porno“ daraus zu machen.
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1982
Februar 1982:
Hildegard
Knef erleidet – wohl aufgrund ihrer Abhängigkeit von einem Morphiummedikament
– einen körperlichen Zusammenbruch, den sie nach eigenen Worten mit einer
„Schlafkur“ ausheilen kann; ein Gesangsauftritt in der ZDF-Sendung „Erkennen
Sie die Melodie?“ muss verschoben werden.
6.5.1982:
Hauptrolle
in der Fernsehverfilmung von Georg Kaisers Der Gärtner
von Toulouse.
Mai 1982:
Hildegard
Knefs ehemaliger Verleger Fritz Molden meldet Konkurs an.
August 1982:
Veröffentlichung
des Buches So nicht, des dritten Teils ihrer literarischen Autobiografie, das sie zuvor auf der
Frankfurter Buchmesse vorgestellt hatte; das Buch erweist sich allerdings
nicht als großer Erfolg und wird lediglich ins Niederländische übersetzt (Niet zo).
7.10.1982:
In der Zeitschrift
„Bunte“ erscheint eine von Hildegard Knef in zweimonatiger Arbeit in
Hollywood verfasste 10-teilige Artikel-Serie über das Leben der kürzlich
verstorbenen Romy Schneider, unter dem Titel „Weißt du noch, Romy?“, für das
sie ein Honorar von 160.000 D-Mark erhält. Am 13.10. kommt es zu einem
öffentlichen Protest der Mutter, Magda Schneider, die ihr in der
„Bild“-Zeitung vorwirft, sie habe gelogen und habe fälschlich behauptet,
Romys Freundin gewesen zu sein; die dt. Boulevardpresse wirft Hildegard Knef
daraufhin vor, sich am Tod der Kollegin bereichern zu wollen.
20.10.1982:
Talkshowauftritt
im Restaurant „Prinzinger“ in Düsseldorf-Oberkassel.
6.11.1982:
In der
Boulevard-Zeitschrift „Neue Revue“ erscheint ein Interview mit Hildegard Knef
unter der reißerischen Schlagzeile: „Erst Millionen abkassiert, dann die Fans
beleidigt: Das wahre Gesicht der Hildegard Knef“, in dem sie sich kritisch
über den Kulturbetrieb in Deutschland äußert; so berichtet sie, dass sie eine
„Oper“ geschrieben habe, die aber „nur in Amerika angenommen [wird]. In
Deutschland haben die Theater kein Interesse“; die Zeitung „Bild“ schreibt
kurze Zeit später unter Bezug auf dieses Interview: „Knef: Ich hasse alle
Deutschen!“.
Dezember 1982:
Aufgrund
der Kontroverse in der dt. Boulevard-Presse um die Person Hildegard Knef und
der Auswirkungen auf die Familie (insbesondere auf die 14-jährige Tochter
Christina) Umzug der Familie von Berlin-Grunewald in ihre Mietvilla nach
Hollywood; dort mehrere schwierige Kieferoperationen.
• Der Plattenvertrag mit
Philips läuft aus und wird nicht erneuert.
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1983
• Hildegard Knef nimmt
erneut die Malerei auf, was 1988 zu einer Ausstellung führt.
• Letzte
Buchveröffentlichung: Romy –
Betrachtung eines Lebens (Biographie Romy Schneiders), basierend auf der
Artikel-Serie in der Zeitschrift „Bunte“.
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1984
Januar 1984:
Beginn
der Dreharbeiten in Frankreich (Normandie) für den Film Flügel und Fesseln.
7.5.1984:
Gastrolle
in einer Folge der US-TV-Serie Scarecrow &
Mrs. King (Agentin mit Herz).
Juni 1984:
Schwere
Darmoperation in einer Klinik in Kalifornien.
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1985
Februar 1985:
Dt.
Uraufführung des Films Flügel und
Fesseln auf der Berlinale; es hagelte schrille Pfiffe und laute Buh-Rufe,
die sich jedoch nicht gegen die schauspielerischen Leistungen richteten,
sondern nur der Regisseurin galten; Hildegard Knef war entgegen der
Ankündigung der Festspielleitung nicht anwesend; der dt. Kinostart erfolgte
am 31.5.1985.
14.6.1985:
Die
Fernsehzeitschrift „Hör zu“ wirft ihr vor, im Oktober 1980 „vor leeren
Konzertsälen“ wortwörtlich gesagt zu haben: „Dieses [deutsche] Volk ist für
mich gestorben!“
November 1985:
Hildegard
Knef kommt nach Berlin, für Dreharbeiten zum Fernseh-Portrait Nein, ich gebe
niemals auf, das anlässlich ihres 60. Geburtstages im Dezember produziert
wird; im Anschluss an Filmvorführungen im Rahmen einer Knef-Retro in der
„Filmbühne am Steinplatz“ stellt sie sich den Fragen von Besuchern; bei
Auftritten in dt. TV-Talkshows teilt Hildegard Knef mit, dass sie an einem
Theaterstück in englischer Sprache schreibt und ein Album auf englisch
aufgenommen hat (beides wurde bisher nicht veröffentlicht).
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1986
19.1.1986:
Beginn
im Deutschen Theater in München ihrer letzten, 10 Auftritte umfassenden Konzert-Tournee
- Stationen
meines Lebens - durch Deutschland (u.a. in der Berliner
Philharmonie, der Hamburger Musikhalle und der Jahrhunderthalle Hoechst in
Frankfurt a.M.), der Schweiz (30.1. Kongresshalle Zürich), den Niederlanden
und Belgien (Abschlusskonzert der Tournee im Palais des Beaux-Arts in
Brüssel); musikalische Leitung: Kai Rautenberg; das Publikum ist begeistert,
die Pressekritiken sind schlecht („FAZ“: „sie demontiert sich selbst“;
„Stern“: „Und du sitzt da und weinst um die Knef von einst“).
Februar 1986:
Sie wird
– erfolglos – von ihrem Arzt aufgefordert, das Rauchen möglichst sofort
einzustellen.
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1987
3.10.1987:
Erfolgreiches
Comeback auf der Bühne, in der Rolle der Fräulein Schneider im Musical Cabaret, in der sie drei Monate vor
ausverkauftem Haus im Berliner „Theater des Westens“ zu sehen ist.
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1988
Winter 1988:
Sieben Tage
Dreharbeiten in den USA (Massachusetts) für den italienischen Horrorfilm La casa 4: Witchcraft (u.a. mit
den US-Stars Linda Blair und David Hasselhoff), der nach seiner
Veröffentlichung floppt.
Februar 1988:
Die dt.
Boulevardpresse berichtet, dass Tochter Christina kurz vor ihrer Hochzeit ein
Kind abgetrieben bzw. eine Totgeburt erlitten habe; Hildegard Knef dementiert
vehement.
6.3.1988:
Heirat von
Tochter Christina mit dem 19 Jahre älteren US-amerikanischen Filmstudiomanager
(Warner Bros.) und Sohn des britischen Schauspielers Reginald Gardiner, Peter
R. Gardiner, in der Presbyterian Church von Beverly Hills, Los Angeles. [Die
Ehe wurde 2009 kinderlos geschieden, Gardiner starb 61-jährig am 13.1.2011;
seit 2005 lebte das Ehepaar in Santa Fe im US-amerikanischen
Bundesstaat New Mexico, wo Christina seitdem einen Lieferservice für
selbstgemachte europäische Brotspezialitäten unter dem Namen „Crust“ betreibt.]
August 1988:
Der
Mitschnitt eines Konzerts der letzten Tournee, vom 28.1.1986 in der Hamburger
Musikhalle, wird unter dem Titel Concertauf CD veröffentlicht. Er erscheint postum, am
27.1.2003, unter dem Titel „Stationen“ auch auf DVD (mit dem sachlich
falschen Untertitel „Das letzte Konzert“, vgl. Eintrag zum 5.3.1995).
3.12.1988:
Auftritt
in Thomas Gottschalks TV-Show Wetten, dass...
4.12.1988:
Im
Berliner „Hotel Berlin“ Vernissage ihrer ersten Ausstellung mit 40 eigenen
Gemälden unter dem Titel „Los Angeles – Eindrücke zwischen Armut und
Reichtum“; sämtliche Gemälde waren in den drei Jahren zuvor entstanden; ein
Bild hatte sie erst am Tage ihrer Abreise nach Deutschland fertiggestellt,
„die Lufthansa hat es mir noch nass rübergeflogen“ („Stern“ 52/1988); die
Ausstellung in Berlin endet an ihrem 63. Geburtstag (28.12.1988); gezeigt
wird sie außerdem noch in München, ab 12.1.1989 in der „Galerie Française“,
und ab 28.4.1989 im schweizerischen Erlenbach bei Zürich (dort betitelt
„Kalifornische Impressionen“).
15.12.1988:
In einem
Interview der Zeitschrift „Stern“ äußert sich Hildegard Knef über ihre
Mitwirkung in dem soeben angelaufenen Kinofilm La casa 4: Witchcraft: „Ich
hatte gehofft, dass der Streifen bloß in Falkland von den Schafen gesehen
wird. Über solche Filme sage ich immer: Das Geld geht, die Schande bleibt.
(…) Ich habe viele Filme gemacht für viel Geld und stets gehofft, dass sie
gut sind. Bei diesem Film habe ich keine Ausrede. Ich wusste, der ist Mist.
Aber wenn sie eine sechsstellige Dollar-Summe für sieben Drehtage sehen, dann
können sie nicht einfach nein sagen. (…) Ich wusste, der Film muss schlecht
werden, deshalb bestand ich darauf, dass ich in Werbung und Abspann so weit
unten stehe, wie es nur geht. (…) Ich habe den Film nicht gesehen.“
• Die
Bavaria-Filmproduktion erwirbt die Rechte zur Verfilmung des Geschenkten
Gauls für eine siebenstellige Summe; eine englische Fassung wird
erstellt; als Regisseur ist Volker Schlöndorff im Gespräch (der Plan
scheitert mehrere Jahre später, vgl. Eintrag 6.10.1992).
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1989
15.10.1989:
In der Reihe „Berliner Lektionen“ trägt auch Hildegard Knef eigene Texte vor, im Renaissance-Theater zu Berlin; diese Lesung wiederholt sie in unregelmäßigen Abständen an anderen Orten (Hebbel-Theater) und in anderen Städten (u.a. Wien). Herbst/Winter 1989:
Dreharbeiten in St. Martin an der französischen Atlantikküste für den dt.-frz. Fernsehfilm In inniger Feindschaft, in dem sie eine 100-jährige spielt; dabei schwerer Autounfall – Hildegard Knef erleidet eine Gehirnquetschung, fällt 6 Wochen aus. 9.11.1989:
Während
der Dreharbeiten erfährt sie im Fernsehen vom Fall der Berliner Mauer; kurz
danach Beschluss zur Rückkehr von Hollywood (die Mietvilla wurde
zwangsgeräumt) nach Deutschland (Dachgeschosswohnung in München-Bogenhausen,
Maria-Theresia-Straße 15); der Umzug über den Jahreswechsel wird wegen
gesperrter Konten (aufgrund hoher Schuldenstände) mit 15.000 D-Mark von der
Armenhilfe des Paul-Klinger-Sozialwerks finanziert.
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