Hildegard Knef: Liedtexte
Ostseelied Charly Niessen / Hildegard Knef
Ich hasse die gläserne Bläue des
Himmels, die nie müde Sonne, die alles
entdeckt. Ich hasse die flimmernde Hitze des
Südens, den graslosen Felsen, der lustlos
sich streckt. Schenk mir die drohenden Farben des
Nordens, die tropfende Stille der schneelosen
Nacht. Schenk mir die ängstlichen Lichter
des Morgens, das Knistern der Dünen, den Sturm,
der laut lacht. Schenk mir den klirrenden Atem der
Kälte, die nahtlosen Schnüre des Regens am
Meer. Schenk mir den Nebel, der alles
entstellte, die tiefschwarzen Nächte und Wolken
wie Teer. Gib mir noch einmal den Strand meiner
Kindheit, mit Muscheln und Bernstein auf
trockenem Weiß. Gib mir den salzigen Wind meiner
Ostsee, das Jammern der Möwe, die
hoffnungsvoll kreist. Gib mir die Molen mit moosgrünen
Beinen und Wellen, die singen ihr endloses Lied. Gib mir die Farben, die still sich
vereinen, den Atem der Kindheit, der lautlos entflieht. |
© Musikverlag
Johann Michel GmbH & Co. KG Erstveröffentlichung: LP Ich
seh die Welt durch deine Augen, 2/1966 Live-Version 1968:
LP knef concert,
11/1968 Live-Version 1980:
LP Tournee,
Tournee, 11/1980 Gesprochen:
EP Ich brauch Tapetenwechsel
– Texte, 9/1972 ◘ Weitere Veröffentlichungen:
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